Man geht von über 200.000 Österreicherinnen aus, die zumindest einmal in ihrem Leben an einer Essstörung erkranken. Die Ursache für Essstörungen sind nie eindimensional, immer multifaktoriell zu sehen. Wichtige Faktoren neben familiären, persönlichen, biologischen Ursachen sind gesellschaftliche Normen, wie Schlankheits- und Jugendkult, die dann den Nährboden für eine Essstörung bilden.
Mediale Bilder propagieren extreme Schlankheit. Es wird eine Körperästhetik vermittelt und diese wird mit Anerkennung, Erfolg, Glück und Selbstwert verknüpft, was fatale Folgen haben kann, wenn die Lösungsstrategie, sich den Idealen äußerlich anzunähern, zu inneren Konflikten führt.
Die körperliche Erscheinung „je dünner, desto schöner“ wird mit psychischen Befindlichkeiten verbunden: liebens-, begehrenswert und anerkannt zu sein.
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist ein Risikofaktor, eine Essstörung zu entwickeln.
Das Leben der Betroffenen kreist zwanghaft um Essen bzw. Nicht-Essen. Unbeschwertes Genießen, gesunder Appetit und Hunger sind nicht möglich. Essen ist verbunden mit Scham-und Schuldgefühlen, der Angst zuzunehmen und dem Empfinden zu versagen.Von den fast 30% der jungen Mädchen in Österreich, die ein abnormales Essverhalten zeigen, ist etwa die Hälfte davon untergewichtig.
An Magersucht, „Anorexie“ erkranken vor allem junge Mädchen und Frauen im Alter von 8 bis 30 Jahren. Das Hungern wird bei jungen Mädchen zum Lebensinhalt. Dies ermöglicht ihnen eine scheinbare Kontrolle über ihr Leben. 6-10% der Magersüchtigen sterben an den Folgen der Unterernährung.
Der Übergang zwischen Magersucht und Ess-Brechsucht kann fließend sein.
1-5% der 15-30jährigen Mädchen und Frauen leiden unter Ess-Brechsucht, „Bulimie“. Das „verheimlichen“ dieser Krankheit macht das Erkennen schwierig. Am Beginn steht häufig eine Diät oder „harmloser“ Konsum von Abführmittel. Viele Ess-Brechsucht Betroffene fühlen, dass etwas mit ihnen nicht stimmt, sind aber unfähig auszudrücken, was es ist. Viele führen ein Doppelleben, mit der ständigen Angst entdeckt zu werden, an Gewicht zuzunehmen.
Die Geschichten der Menschen mit „Binge Eating Disorder“, Essanfälle, Heißhungeranfall, weisen darauf hin, dass viele der Betroffenen in der Kindheit Übergewicht hatten, eine frühe Diäterfahrung sowie häufige Gewichtsschwankungen. Die Folgeerscheinungen wie bei Adipositas (Fettleibigkeit) führen zu körperlichen Risiken und es kommt zu psychosozialen Folgen.
Günstige Heilungschancen für Menschen mit Essstörungen sind ein früher Krankheitsbeginn, ein kurzes Intervall vom Krankheits- bis zum Therapiebeginn, Verbesserung der familiären und sozialen Kontakte.
Zur Sucht kann jeder Prozess werden, den wir nicht mehr unter Kontrolle haben.
Menschen mit Essstörung sollten die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizin, Psychotherapie und einer Selbsthilfegruppe in Anspruch nehmen. Auch Angehörige brauchen Unterstützung und Beratung, oder den Austausch in einer Selbsthilfegruppe.
Die Essstörung ist nicht von einem auf den anderen Tag gekommen und kann daher auch nicht von einem auf den anderen Tag vergehen.
„Den Körper lieben lernen“: Selbsthilfegruppe für Menschen mit Ess-Störung, jeden 2. Mittwoch im Monat. Voranmeldung erbeten.
Selbsthilfegruppe für Angehörige jeden 3.Mittwoch im Monat.
Selbsthilfe Osttirol / Rechter Iselweg 5a, Lienz; Tel.: 04852/606-290
Begleitet wird die Gruppe von Beate J. Persil-Gruber
Akad.Sozial-u.Bildungsmangerin, Psychotherapeutin i.A.u.S., Lebens-u Sozialberaterin.